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Schlachtopfer und Speisopfer gefallen dir nicht,
aber die Ohren hast du mir aufgetan.
Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer.
Psalm 40,7

Wir können diese Stelle lesen als jemand, der zu dieser Zeit gelebt hat. Dann wären wir verwirrt.

Weil alles, was wir gelernt hätten, unser Glauben, unsere religiösen Traditionen sagen uns: Du musst ein Opfer bringen, um Gott zu gefallen.

Vielleicht würde die Verwirrung auch der Empörung weichen: Wie kann dieser (angebliche) Mann Gottes das behaupten? Vielleicht würden wir zornig.

Was können wir heute von diesem Wort lernen?

Zunächst einmal: Was Du schon immer für wahr gehalten hast, muss nicht die Wahrheit sein. Auch wenn Du und die vor Dir eine bestimmte Vorstellung von Gott hatten, kannst Du heute spüren, dass sie falsch ist. Das ist ein Ansporn, immer wieder zu fragen: Gott, glaube ich das Richtige?

Zum Anderen: Gott will keine Schlachtopfer, Speisopfer, Sündopfer, Brandopfer. Für heute kann das bedeuten:

Gott will nicht, dass Du Dinge für ihn tust aus einem schlechten Gewissen heraus. Gott will nicht, dass Du Dinge tust, um Dir, den Anderen und Gott zu beweisen, dass Du wer bist. Gott will nicht, dass Du Dinge tust, um Dir seine Liebe und die der Menschen zu verdienen. Gott will nicht, dass Du Dinge tust, weil Du Dich nach Anerkennung sehnst oder um Aufmerksamkeit zu erregen.

Gott will das alles nicht.

Stattdessen hat er Dir Ohren gegeben zum Hören: Dass Du Moment für Moment das Richtige tust. Das, was gerade dran ist.

Oder um es mit den Worten des Papstes zu sagen:

„Nicht selten meint man, ein Heiliger sei nur der, der asketische und moralische Höchstleistungen vollbringe und den man daher wohl verehren, aber im eigenen Leben doch nie nachahmen könne. Wie falsch und entmutigend ist diese Meinung! … Liebe Freunde, Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft ihr im Leben strauchelt, sondern wie oft ihr wieder aufsteht. Er fordert keine Glanzleistungen, sondern möchte, daß Sein Licht in euch scheint. Er ruft euch nicht, weil ihr gut und vollkommen seid, sondern weil Er gut ist und euch zu seinen Freunden machen will. Ja, ihr seid das Licht der Welt, weil Jesus euer Licht ist. Ihr seid Christen – nicht weil ihr Besonderes und Herausragendes tut, sondern weil Er, Christus, euer Leben ist. Ihr seid heilig, weil seine Gnade in euch wirkt.“
Vigil in Freiburg am 24.9.2011