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FSJ – Ein Jahr lebenslänglich

„Die Woche war für Felix zu einer immer gleichen Routine geworden: Studieren, Essen, Zeit mit der Freundin verbringen, Schlafen und wieder Aufstehen. „Bloß keine Zeit verschwenden“, rieten ihm seine Eltern und er fing gleich nach der Schule an zu studieren. Er wählte BWL als Studienfach, weil es dort die größten Chancen auf einen guten Job gab. Sein Leben hatte gerade eben noch Platz für die Losungen am Morgen, wenn er nur wüsste, wo er diese hingelegt hatte. Zur Gemeinde ging er alle paar Wochen mal.“

Ist Dir die Geschichte von Felix vertraut? Kennst Du Menschen wie Felix oder ist es vielleicht sogar Deine eigene Geschichte? Der Druck in unserer Gesellschaft wird immer größer, dass Du Dich immer stromlinienförmiger an die Erwartungen späterer Arbeitgeber anpassen musst, die Du noch nicht einmal kennst. Du planst Deinen Lebenslauf vielleicht bis ins Detail durch. Du lebst das Leben auf der Überholspur und versuchst möglichst schnell anzukommen und stellst irgendwann vielleicht fest, dass Du die falsche Autobahnauffahrt genommen hast: Du wechselst das Studium oder brichst die Ausbildung ab.

„Ein Mensch kann nicht zwei Herren dienen … Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon.“1 sagt Jesus und meint damit auch das: Wenn Du Dein Leben allzu sehr an die Erwartungen anderer Menschen anpasst, dann verlierst Du am Ende die Beziehung zu Gott. Du verlierst das, was Dich ausmacht und wofür Gott dich gemacht hat.

Die Zeit nach der Schule ist eine wunderbare Gelegenheit, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu machen. Ich leite „Pais: Deutschland“, bei dem etwa 70 junge Erwachsene ein FSJ in 11 Orten Deutschlands und 7 Ländern weltweit machen. Sie gehen jeden Tag an Schulen, bieten dort christliche Jugendarbeit an und bauen eine Brücke zur Gemeinde. In der Zeitschrift DRAN gibt es jedes Mal eine Doppelseite mit christlichen Organisationen, die ein FSJ anbieten, bei dem man sich für Gott und andere Menschen einsetzen kann.

Vielleicht hast Du später vor, einen Beruf im sozialen Bereich zu ergreifen. Dann ist ein FSJ eine gute Gelegenheit, um auszuprobieren, ob Dir das wirklich liegt. Oder Du weißt schon, dass Du etwas in einem ganz anderen Bereich machen wirst. Dann hast Du die Möglichkeit, ein Jahr lang Dinge auszuprobieren, die Du nie wieder machen wirst. Wir erleben es oft, dass Menschen zu uns kommen und ganz genau wissen, was sie später werden wollen und im Laufe des Jahres ändern sich die Vorstellungen, manchmal sogar ins Gegenteil.

Wenn Du die Schule verlässt, dann kennst Du Dich schon ein Leben lang und doch weißt Du gar nicht so genau, wer Du wirklich bist und was Du erreichen willst. In einem FSJ tust Du neue Dinge, lernst neue Menschen und neue Situationen kennen. Und vor allem: Du lernst Dich selbst immer besser kennen. Du kommst an Deine Grenzen und wächst über Dich hinaus, weil Du vor Aufgaben gestellt wirst, die du noch nie gemacht hast. Du übernimmst Verantwortung für Menschen und dafür, dass Dinge funktionieren.

Das ist nicht immer einfach und manchmal ist das auch schmerzhaft, aber Zeiten der Veränderung und des Wachsens sind oft auch Zeiten, wo man Gott besonders intensiv erlebt.

Shane Claiborne beschreibt in seinem Buch „Ich muss verrückt sein, so zu leben“, dass sein Christsein unheimlich langweilig geworden ist, obwohl er immer alles „richtig“ gemacht und beschreibt dann seinen Weg aus der Langeweile. Vielleicht hast Du dieses Buch gelesen und fragst Dich, wie Du als „normaler“ Mensch umsetzen kannst. Wir bei Pais haben entdeckt: Wenn man sich für andere Menschen und ihre Nöte einsetzt und nicht nur immer sein eigenes Leben vor Augen hat, dann ist Gott wieder mitten drin im Leben. Dabei inspiriert uns Jesaja 58 immer wieder.

In einem FSJ kannst Du trainieren, für andere Menschen da zu sein und an sie zu denken. Es ist nicht nur ein „Jahr für Gott“, das Du hergibst und danach machst Du normal weiter, sondern Du hast die Chance, einen Lebensstil zu trainieren, den Du ein Leben lang behältst.

Wenn Du zum ersten Mal daran denkst, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, dann erscheint es Dir vielleicht wie eine Auszeit oder ein verschwendetes Jahr. Du denkst vielleicht, dass Du lieber schnell eine Ausbildung machen oder studieren solltest. Aber am Ende siehst Du, wie viele neue Erfahrungen Du gemacht hast, wie sehr Du Dich selbst besser kennengelernt und wie Dein Leben eine neue Richtung und eine größere Tiefe bekommen hat und dass Du am Ende vielleicht sogar ein paar Jahre gespart hast, weil Du nicht das Falsche studiert hast. So ist Gott: Wenn Du Dich um seine Anliegen kümmerst und Dich für ihn einsetzt, dann kümmert er sich auch um Deine Anliegen.


André Springhut ist Leiter und Gründer von Pais: Deutschland. Informationen über Pais und wie Du dort ein Freiwilliges Soziales Jahr machen kannst, findest Du unter www.paisdeutschland.de.


Zuerst veröffentlicht in:
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