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Jedes gute Rätsel hat eine einfache Lösung…

[Das ist der zweite Teil von IST GOTT ALLMÄCHTIG? Bitte lese diesen Teil zuvor.]

Es ist ja nicht der Stein, der uns interessiert. Es ist die Frage, die in uns brennt: Wie kann ein allmächtiger, liebender Gott zulassen, dass es das Böse in der Welt gibt? Wie ist die Welt, die so wunderbar gedacht war, so furchtbar geworden?

Dass Gott etwas geschaffen haben könnte, einen Stein, den er nicht mehr heben könnte, das ist ja genau der Vorwurf, der im Paradoxon vom Stein verborgen ist: „Gott, Dir ist die Welt außer Kontrolle geraten! Wärest Du allmächtig, Du würdest doch einschreiten!“

Menschen warten seit Jahrtausenden auf diesen Kyros, den Gesandten Gottes, den Messias, damit er in dieser Welt eingreift und das Böse abwendet. Aber wie wird er sein, dieser Messias? Was wird er tun? Wird er mit einem flammenden Schwert Feuer vom Himmel fallen lassen? Wird er mit einer Armee himmlischer Soldaten Israel von den Römern befreien und die Welt vom Bösen?

Der Messias „aber wandte sich um und wies sie zurecht.“ (Lukas 9,54). Er ist eben nicht der große, starke Wind, der Berge zerreißt, Felsen zerbricht und diesen allzu schweren Stein zerschmettert. (1. Könige 19,11).

Und so steht noch immer diese allzu schwere Stein, der ja nicht die Welt ist als eine anonyme Instanz und auch nicht das Böse. Es ist der Mensch. Der Mensch als das Ebenbild Gottes, den Gott geschaffen hat und den er nun scheinbar nicht zu heben weiß.

Als die Welt, der Garten Eden, zum ersten Mal in einer Krise war, da gab Gott einen Hinweis darauf, wie dieses Rätsel zu lösen ist. Er hat ihn nur gut versteckt hinter einem Wesen, dem man über Jahrtausende religiöse Kompetenz abgesprochen hat. Deshalb wurde er lange nicht gefunden. Wenn etwas nicht gut ist – wenn etwas also böse ist – dann wird Gott ein Wesen senden, das uns ganz und gar ähnlich ist und das uns entspricht. Er wird eine Gestalt haben, die uns nicht gefallen wird: als ein Gehilfe, als ein Knecht. Obwohl er der Retter ist, der Messias, der Held nimmt er die Gestalt eines Knechtes an. So ist es angekündigt in Genesis 2,18 in jenem Wort, das eigentlich Retterin und Heldin bedeutet, aber mit Gehilfin und somit Magd und Knecht übersetzt wird. So ist es geworden, als der Messias in diese Welt trat, um sie zu retten.

Der Messias trat in diese Welt, um sie zu retten, um diesen allzu schweren Stein zu heben. Doch was geschah dann? Gerade in dem Moment, als er den Stein zu heben beginnt, da wälzt sich der Stein mit seinem ganzen Gewicht auf ihn und zermalmt ihn. Der Messias stirbt am Kreuz.

Wir kennen nun den Stein – wir sind der Stein, der zu schwer ist, dass Gott ihn heben könnte. Wir haben einen Gott, der so allmächtig war, diesen Stein zu schaffen und so hilflos, dass dieser Stein ihn am Kreuz töten konnte.

Er, der Messias, ist nicht im Tod geblieben. Er ist auferstanden. Er rettet jeden, der das glaubt und seinen Namen anruft. (Römer 10, 9-10). Deshalb singt Paulus von ihm: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Philipper 2, 6-10)

Wir haben einen Gott, der uns gegenüber gleichzeitig allmächtig und gleichzeitig hilflos ist. Wir können diese Erfahrung an jedem Sonntag machen, an dem wir Abendmahl nehmen. Der gewaltige Gott, der Allmächtige, läßt sich essen und trinken und wir können schmecken, wie freundlich er ist.

Jedes gute Rätsel hat eine einfache Lösung…