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Gott ist gut – oder warum Kain seinen Bruder Abel erschlug.

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Das Erste, was Gott über diese Welt sagt, als er sie geschaffen hat: Sie ist gut! Von einem Tag zum anderen schuf er diese Welt – und mögen es auch Milliarden von Jahre gewesen sein – aber immer wenn Er etwas schafft, dann sagt er: Es ist gut!

Das ist erstaunlich, weil diese Weltsicht so ganz anders ist, als in den meisten Religionen, Weltanschauungen oder Philosophien. Dort ist die Welt oft etwas Zweitwertiges, Negatives, ein Jammertal oder etwas Böses, das überwinden werden muss. Oder einfach eine Matrix, die eine Illusion ist. Das Ziel der Schöpfungsgeschichte ist nicht zu sagen, wie genau diese Welt entstanden ist, sondern wozu und mit welcher Absicht. Gott hat etwas Gutes mit dieser Welt geschaffen.

Nur als Er den Menschen schafft, da sagt Er das nicht: Es ist gut! Über den Menschen und genauer noch über die Menschen sagt Er: Die sind sehr gut!

Das sind die ersten Gedanken, die Gott über diese Welt und über die Menschen hat. Das sind die ersten Gedanken, die Gott über Dich hat, wenn Er Dich sieht. Er sieht nicht zuerst all das Negative, Falsche und Böse. Er sieht Dich als etwas gut Geschaffenes an. Er geht sogar soweit zu sagen, dass wir Menschen als sein Ebenbild geschaffen sind. So sehr identifiziert sich Gott mit uns.

Das ist die erste Wahrheit über unser Leben – und doch ist diese Welt so ganz anders. Können wir das gar nicht verstehen, dass wir so gut sein sollten. Weil Menschen oft etwas Anderes über uns sagen. Und weil wir selbst oft in etwas ganz Anderes verwandelt haben.

Das fängt schon in der ersten Familie an. Mit Adam und Eva, mit ihren Kindern Kain und Abel. Nur wenige Jahre nach diesen guten Worten Gottes über Adam und Eva findet der erste Mord statt. Wie konnte das passieren? Warum erschlug Kain seinen Bruder Abel?

Die wenigen Verse über den ersten Mordfall der Menschheit erzählen davon, dass beide Brüder Gott ein Opfer brachten – und das von Abel wurde angenommen. Das von Kain nicht. Und das machte ihn wütend, so wütend, dass er selbst durch Gottes Warnung nicht zu bremsen war. Rätsel gelöst? Beinahe. Wenn ich mir die Bedeutung der Namen der beiden Brüder anschaue, sehe ich eine unheilvolle Dynamik, die schon mit der Geburt der beiden Brüder angefangen hat.

Der Eine, Ältere, wurde Gewinn genannt. Kain! Du bist mein Gewinn. Mein Ein und Alles. Und dann war da noch der Andere, Abel, ein Hauch, eine Nichtigkeit. Abel! Du bist so nutzlos für mich. Wenn Du doch zu irgendetwas gut wärest.

So jedenfalls spielen sich unzählige Familiendramen von Anfang an bis heute ab: Das ist der Eine, der Lieblingssohn oder die Lieblingstochter und da ist der Andere, der einfach nur überflüssig und eine Last ist. Wieviel Zorn und Hass ist da gewachsen. Wie viele Söhne und Töchter sind verloren gegangen, weil sie es nicht mehr zu Hause ausgehalten haben!
Diese Worte der Wertlosigkeit dröhnen so oft und so viel lauter in unserem Leben. So viel lauter als die Stimme Gottes in unserem Leben, die uns sagen will: Du bist gut geschaffen. Sehr gut.

Abel steht sein ganzes Leben im Schatten seines Bruders. Kaum sichtbar. Doch nun geschieht etwas Ungeheuerliches: Kain bringt Gott ein Opfer. Abel bringt Gott ein Opfer. ABER GOTT NIMMT NUR DAS OPFER VON ABEL, NICHT DAS VON KAIN!

Der, der sein ganzes Leben im Schatten stand und verachtet worden ist, hat bei Gott eine besondere Anerkennung gefunden, wurde herausgehoben aus seiner Verachtung. Auch wenn die geringschätzenden Worte seiner Eltern wieder und wieder in seinem Inneren dröhnen, sieht Gott ihn doch als Wertvolles an, als das Gute, was er geschaffen hat.

Der, die ganze Zeit seines Lebens im Rampenlicht war, der, der immer der Bewunderte war, wird nun zurückgewiesen. Zurückgewiesen wegen seines nutzlosen Bruders! Was für eine Wut stieg in Kain hoch! Auf keinen Fall wird er hinter diesem Nichts zurückstehen. Auf keinen Fall darf er hinter diesem Nichts zurückstehen, denn in dieser Familie gibt es nur ein Alles oder ein Nichts. Und wenn er nicht mehr Alles sein kann, dann kann er nur noch das Nichts sein.

Schon von Anfang an ringen in uns die Worte der Geringschätzung mit den Worten Gottes der Wertschätzung. Sind jene Worte so laut und dröhnend, so ist die Stimme Gottes in uns doch immer die Leise und Zurückhaltende. Niemals bedrängend.

Gott hat Dich geschaffen. Das erste, was er über Dich sagt, ist: Ich habe Dich sehr gut gemacht.
Mache Dich auf, diese Worte zu finden!


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