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PayForward

Zunächst muss ich sagen, dass ich nichts gegen Geld habe. Geld ist nicht das Übel der Welt, sondern die LIEBE zum Geld. Ich glaube, dass Geld ein gutes Mittel ist, damit unsere Welt funktioniert und dass wer arbeitet, auch Geld verdienen sollte. Vielleicht sogar viel Geld. Ich glaube, dass es einige Menschen braucht, die viel Geld haben, um für andere Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie zum einen gut versorgt sind und am besten noch das tun können, was in ihren Gaben, Fähigkeiten und ihrem Charakter liegt.

Ich frage mich nur: Wenn ich nun in die neue Phase von Pais: Movement gehe, soll ich mich dafür bezahlen lassen? In irgendeiner Form wird es immer darum gehen, Menschen zu mentoren und zu coachen: Sie zu fördern, dass ein Stück mehr von der Herrlichkeit sichtbar wird, die Gott in sie hineingelegt hat. Ihnen den Mut zuzusprechen, dass genau sie – wer denn auch sonst – genau die Richtigen sind für die Aufgabe, die ihnen im Leben gestellt ist und dass sie diejenigen sind, die ihre Umwelt und unsere Gesellschaft prägen können.

Wie könnten sie mich dafür bezahlen? Was ist eine Stunde wert? Was ist eine Erkenntnis wert, auf die sie stoßen, für die ich vielleicht durch viele Jahre gehen musste, vielleicht sogar durch richtig schwere Zeiten?

Oder auch: Soll ich nur diejenigen mentoren oder coachen, die viel Geld haben und sich das leisten können? Das sei ferne! Um mit den Worten von Paulus zu sprechen.

Aber ein Wort Jesu beschäftigt mich noch viel tiefer in dem Zusammenhang: „Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.“ Was würde passieren, wenn ich jemanden eine Rechnung für ein Mentoring ausstelle? Er hätte es nicht mehr umsonst empfangen – und er bräuchte es auch nicht mehr umsonst weiterzugeben. Etwas, für das er viel bezahlt hat, wird er dementsprechend teuer weitergeben. Es entsteht eine Dynamik, eine Bewegung, in der das Zuwenden eines Älteren, eines Erfahreneren etwas kostet. Das ist das Dilemma, wenn eine Coachingausbildung ein paar Tausend Euro kostet.

Mentoring und Coaching ist für mich verankert im letzten Vers des Alten Testaments: Die Herzen der Väter werden sich ihren Söhnen – und Töchtern zuwenden. Wir leben in einer vaterlosen Welt, in der das oft genug nicht der Fall ist und mein Lebensziel ist es, an der Erfüllung dieser Verheißung mitzuarbeiten. Vaterlosigkeit bezieht sich auf leibliche wie auch auf geistliche Väter. Auch die geistlichen Väter haben ihre Söhne und Töchter oft genug im Stich gelassen. Mentoring und Coaching ist ein Teil, um das wieder umzukehren.

Soll diese Bewegung der Herzen zueinander etwa kostenpflichtig gestaltet werden? Es ist gut, dass Mentoring und Coaching so weit verbreitet sind, wenigstens gegen Geld. Aber manchmal wird etwas ganz falsch, wenn es nur ein bisschen falsch ist. Ein kostenpflichtiges Mentoring wäre nur scheinbar ein Zuwenden eines väterlichen Herzens.

Dennoch muss auch der Mentor Geld verdienen. Meine Idee wäre es, wenn es nicht mehr um das Bezahlen einer Dienstleistung geht, die jemand empfangen hat, um ein PayBack, sondern ein PayForward. Jemand freut sich, dass er etwas Gutes empfangen hat und er gibt es weiter, indem er das Mentoring für jemand Anderen vorausbezahlt.

Der Mentor kann sich dann aus freien Stücken denen zuwenden, zu denen sein Mentoring am besten passt. Da ist dann kein finanzieller Druck. Und auch der Mentée ist nicht länger nur derjenige, dem sich jemand zuwendet und der etwas empfängt, sondern er wird selbst zu jemandem, der sich anderen zuwendet und etwas weitergibt.

Ganz sicher: Es gibt zu diesem Thema keine Antwort, die als Einzige richtig ist und andere mögen es zurecht anders machen. Was sind Eure Gedanken dazu?


Photo (C) by Pinnwand @ photocase.de