Erschütternd mein Besuch auf einer Sklavenfestung an der Cape Coast in Ghana: 1000 männliche Sklaven wurden hier jeweils in einem dunklem Raum, nicht größer als 2-3 Klassenzimmer angekettet. Und während unten die Menschen litten, starben, feierten die Menschen genau über dem Sklavenkeller Gottesdienst. Tiefer kann Kirche nicht sinken.
Wir wundern uns, warum die Gegenwart Gottes nicht so erlebbar ist und wo die Kraft Gottes geblieben ist. Wir bauen uns dann vielleicht auch noch eine Theologie drum herum, warum Gott heute nicht mehr so wirkt. Aber was sollte Gott machen, wenn er kommt? Mit einem Feuerball unseren Gottesdienst zerstören, den wir feiern, während Menschen für unseren Wohlstand versklavt werden?
In einem weiteren Keller wurden die weiblichen Sklaven gehalten. Sie wurden von den Weißen vergewaltigt und wenn sie schwanger wurden, wurden sie freigelassen und durften in ein Dorf nahe der Sklavenfestung wohnen.
In einen weiteren Raum, einer kleinen Kammer wurden die Aufständischen eingesperrt. 50 Sklaven, ohne Licht, ohne Wasser, ohne Essen, ohne frische Luft wurden angekettet, bis sie starben. Im Wahnsinn schrappten sie mit ihren Ketten und ihren Zähnen den Kalk von den Wänden, um etwas zu essen. Wenn einer starb, blieb er in der Kammer, bis alle starben.
Zum Schluß wurden die Sklaven verschifft in alle Welt – dafür gingen sie durch ein großes Tor: The door of no return – Das Tor des Nicht-Wiederzurückkehrens. Von hier aus sind Afrikaner in alle Welt verschifft worden. Und doch ist die Geschichte nicht zu ende: Heute haben Nachfahren der Sklaven ein Schild auf die andere Seite des Tores angebracht: das Tor der Wiederkehr. In einem symbolischen Akt gingen sie durch das Tor der Wiederkehr. Das zeigt etwas von der Größe des Menschen und besonders des schwarzen Menschen. Was immer ihm angetan wurde, wie er auch versklavt und gemordet wurde: Seine Würde läßt sich nicht zerbrechen. Er erhebt sich über sein Elend.
Was habe ich gesehen, als ich in Ghana war? Ich habe eine Reihe kraftvoller, herausragender Persönlichkeiten kennengelernt. Ich habe ein Land kennengelernt, in der an jeder Ecke Werbung für Gottesdienste hängt und in der man Predigten beim Einkaufen hört. Ich habe würdevolle Menschen gesehen, die sofort auf einen zugingen, wenn man als Weißer auf die TroTro-Station kam, der Kleinbus-Station, um einem den richtigen Bus zu zeigen. Ich habe eine Kraft in den Gottesdiensten erlebt, wie ich sie niemals erlebt habe. Eine Kraft von Menschen, die ein dienendes Herz haben und diese Stärke anzapfen. Vor allem: ich habe Menschen erlebt, deren Motto „Future Leader“ ist. Menschen, die wissen, das sie die Zukunft des Landes sind und nicht nur ihres Landes, sondern ganz Afrika. Und von hier aus gehen sie in die ganze Welt. Ghana wird das Tor zu Afrika genannt.
Wir brauchen uns keine Illusionen zu machen. Wenn kein Wunder geschieht, wird Europa und die westliche Welt nicht länger das Zentrum der Welt sein. Erkaltet in der Liebe zu Gott und schwach gemacht vom Wohlstand. In Ghana, in Afrika sind die Menschen, die die Welt bewegen werden. Sie sind die „Future Leader“.
Es sind starke Menschen, weil sie dienende Menschen sind. Der stärkste Mensch, der jemals gelebt hat, war ein durch und durch dienender Mensch. Er hat uns gerettet, in dem er uns diente und sein Leben für uns am Kreuz gab.
Aber wie immer werden wir ausgerechnet an dem verdorben und verdreht, was uns stark macht. Aus starken, dienenden Menschen sind Sklaven gemacht worden. Und das ist das eigentlich Traurige an dieser Geschichte. Zumindest zum Teil haben die Schwarzen ihre eigenen Leute in die Sklaverei verkauft. Für so etwas so Billiges wie Schießpulver, Spiegel und Alkohol. Wo haben wir unsere Identität, unsere Stärken, unsere Berufung für so etwas so Billiges wie Karriere, Wohlstand und ein scheinbar sicheres Leben verkauft? Wo sind wir zu Sklaven geworden und können dem nur noch entrinnen, wenn wir sterben oder uns vergewaltigen lassen?
Wir brauchen uns keine Illusionen zu machen. Wir sind im Westen der Gottlosigkeit näher als einem heiligen Leben, der Schwäche näher als der Kraft, der Verzweiflung näher als der Hoffnung. Damit nicht alles zugrunde geht, brauchen wir ein Wunder und mehr als das. Aber: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott!
Als ich in Ghana ankam, habe ich an einem Wochenende 20 Stunden Gottesdienst gefeiert. Gottesdienste voller Kraft und Glauben. Es waren die Ostergottesdienste, die unter einem Motto standen: They planned for evil, BUT GOD… . Sie schmiedeten böse Pläne gegen uns, ABER GOTT…