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genesis_baum_logo_2 Wem gehört das Heilige Land? Eine Auslegung zu Genesis 1,1

Manchmal schaut man auf ein Stück Land, das verwaist oder verwildert scheint und fragt sich: Wem gehört das Land eigentlich? Man kann dann zum zuständigen Amt gehen und nachschauen und die Sache ist klar und eindeutig geregelt.

Man könnte nun aber auch fragen: Mit welchem Recht behauptet das Amt das? Dann stößt man darauf, dass es dafür eingesetzt ist, dass es Regeln und Gesetze gibt und letztlich eine Verfassung. Alles das regelt, wem jeder einzelne Quadratzentimeter in Deutschland gehört.

Man könnte dann fragen, wer diese Verfassung gegründet hat und was diese Verfassung legitimiert, geltendes Recht zu sein und man stieße auf unsere Geschichte, auf die unselige des Dritten Reiches und auf den Demokratiewillen unserer Gründungsväter. (Gab es auch Gründungsmütter?) Am Anfang unserer Bundesrepublik steht eine Erzählung, die unseren Staat heute legitimiert und somit das Eigentum jeden einzelnen Stück Landes regelt.

Bei meinen Recherchen zu meinen Buch bin ich auf verschiedene biblische und historische Familiengeschichten gestoßen. Obwohl es doch offensichtlich Familiengeschichten sind, die vor allem die Kaputtheit ganz und gar zerrütteter Familien beschreiben, so werden diese Geschichte in den wissenschaftlichen Kommentaren vor allem als Thronfolgegeschichten verstanden: Mit diesem Geschichten soll erzählt werden, dass ein bestimmter König an die Macht kam und ein anderer eben nicht. Seine Macht soll legitimiert werden. So ist die Geschichte zwischen David und Saul eben vor allem eine Machtgeschichte und die zwischen David und seinem Sohn Absalom auch. Es soll erklärt werden, warum letztlich das Haus David den rechtmäßigen König stellt.

Geht es um das Heilige Land, Israel, so ist genau diese Frage nicht einvernehmlich geklärt. Da ist keine allgemeingültige Gründungserzählung. Aber das will ich heute nicht klären, da müsste man tief in die Geschichte schauen und nicht nur oberflächlichen Behauptungen vertrauen.

Mich interessiert die Frage: Wem gehört DAS Heilige Land? Wem gehört diese Welt? Wer ist der rechtmäßige Eigentümer? Die Bibel löst diese Frage mit einem einzigen und allerersten Satz. Nicht dem, gehört das Land, der es sich in irgendeiner Weise erstritten hat oder moralisch besonders hochstehend war. Das Land gehört dem, der es geschaffen hat: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Mehr Begründung braucht es nicht um Eigentumsverhältnisse zu klären.

Allerdings steht da am Anfang ja nicht AM Anfang, sondern etwas, das man im Deutschen mit IM Anfang übersetzt. Ein grammatikalischer Fehler. Ich habe früher geschrieben*, dass dieses IM auf etwas hinweist: Himmel und Erde sind mit oder für die Weisheit geschaffen worden, für die Gerechtigkeit, für das Volk Gottes und mit oder für den Messias. Im wohl berühmtesten Bibelkommentar des Rabbiners Rashi wird dieser erste Vers denn auch genauso verstanden: Für das Volk Gottes, also die Juden, schuf Gott Himmel und Erde.

Damit wird im allerersten Satz der Bibel, im allerersten Buchstaben der Unterschied zwischen Eigentum und Besitz geklärt: Die Erde ist Eigentum des Herrn und alles was darinnen ist, aber vertraut sie anderen an und läßt sie diese besitzen: Machet Euch die Erde untertan.

Im allerersten Satz wird die Eigentumsfrage dieser Welt geklärt, aber im allerersten Buchstaben wird geklärt, wer für diese Welt zuständig ist und was der Zweck des Besitzens ist: Die Welt soll so besessen werden, dass sie Weisheit und Gerechtigkeit widerspiegelt.

Zwischen Juden und Christen gibt es sicher unterschiedliche Auffassungen darüber, wer das Volk Gottes ist. Sicher ist, dass die Juden zum Volk Gottes dazugehören. Wichtiger aber ist, dass der EIGENTÜMER dieser Welt den BESITZERN dieser Welt einen Auftrag gegeben hat: Weisheit und Gerechtigkeit auf dieser Welt zu mehren.


Die verborgene Botschaft von Genesis 1,1: https://a.springhut.de/?p=813