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Lügen gibt es nicht in der Einzahl

[Teil 7 der Blogreihe: WAS ES BEDEUTET, EIN SPRINGHUT ZU SEIN]
Wie können wir stark in Krisen sein? Wieso wird der Eine schnell und dann auch für lange Zeit umgerissen und warum kommt der Andere sehr schnell wieder auf die Beine? Das ist mehr als eine angeborene oder durch günstige Umstände entstandene Eigenschaft. Es ist etwas, dass wir trainieren können. So wie wir unsere Muskeln trainieren können, so hat unsere Seele „Muskeln“, die wir trainieren können. Diese „Seelenmuskeln“ sind sehr vielfältig. In dieser Blogreihe beschreibe ich, wie diese „Seelenmuskeln“ trainiert werden können. Als Bild benutze ich dafür die geistliche Waffenrüstung.

Gerade am nächsten Teil der Rüstung wird deutlich, dass wir immer zwei Möglichkeiten haben, um uns stark zu machen und unseren Schutz zu wählen. Seid „umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit“. Die natürliche Reaktion eines Menschen, eines Kindes, ob es vom Nutellaglas genascht hat, ist die Lüge. Wenn jemandem Vorwürfe gemacht werden, dann ist da ein Reflex, das abzustreiten. Die Angst spielt da mit, dass man erledigt ist, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Und ausgerechnet die Wahrheit soll unser Schutz sein?

Der Mensch, der die Lüge zu seinem Schutz macht, wird schnell feststellen, dass es nicht bei einer Lüge bleibt, sondern dass ein ganzes Konstrukt von Lügen entsteht. Er ist wie einer, der Yenga spielt: Bei diesem Spiel aus Bauklötzen wird ein Turm gebaut und es wird immer wieder ein Stein aus der Mitte gezogen und oben draufgelegt. Nachfrage um Nachfrage muss er eine Lüge auf die andere Lüge legen. Der ganze Lügenturm wird immer ausgehöhlter und waghalsiger, bis es unvermeidlich wird, dass er ganz und gar zusammenbricht. Lügen haben kurze Beine, so hätte ich es knapper formulieren können.

Bei jedem Teil der geistlichen Waffenrüstung ist es so, dass es eine Variante gibt, die uns unbeweglicher und starrer macht. Die Lüge schützt uns für eine Zeitlang, aber der Preis ist, dass wir in unseren Möglichkeiten immer mehr eingeschränkt sind. Wenn wir jemanden anlügen, dann können wir demjenigen nicht mehr in die Augen schauen. Wir dürfen uns kaum bewegen, damit der Yenga-Turm nicht zusammenfällt.

Wir können uns schützen auf eine Weise, die uns immer unbeweglicher und starrer macht und die letztendlich doch brüchig ist. Oder wir können uns auf eine göttliche Art schützen, die uns Freiheit gibt und beweglich macht.

In meiner Vorstellung ist es so, dass bei einem Menschen voller Lügen ein Pfeil in die Leber geschossen worden ist. Lügen sind Teil eines Alkoholikers und sie sind das, was sein Leben mehr noch als der Alkohol zerfressen hat. Wenn ein Mensch vom Alkohol frei werden will, so muss er sich auch von seiner ganzen Lügenwelt trennen.

Er muss den harten Schritt in die Welt der Wahrheit hineinwagen. Es ist die Wahrheit, die ihn freimachen wird. An einem Alkoholiker können wir sehen, dass er sich immer mehr in die Lügen verstrickt und dass er furchtbare Angst hat, dass er endgültig verloren ist, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Die Wahrheit ist aber die einzige Chance zum Ausstieg. Dieser Ausstieg ist vermutlich schmerzhaft. Vielleicht wird er dabei Menschen verlieren, Konsequenzen tragen müssen. Am Ende stehen aber (andere) Menschen, mit denen er wieder in Frieden zusammenleben kann.

Das gilt auch für uns, die wir keine Alkoholiker sind. Die Lüge mag verlockend sein und versprechen, dass sie uns schützt. Es ist aber die Wahrheit, die uns frei und stark macht.

Vielleicht ist es besonders eine Lüge, die uns gefangen nimmt: Es ist immer jemand anderes anderes Schuld, es sind immer die Umstände, die dazu geführt haben. An dieser Stelle müssen wir die Wahrheit in unser Leben bringen: Es ist (auch) unsere Schuld. „Wenn wir unsere Schuld bekennen, so ist Gott treu und gerecht und vergibt uns alle unsere Schuld und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ „Wenn wir sagen, dass wir ohne Sünde sind, dann betrügen wir uns selbst.“

Die Lügen führen dazu, dass wir einen immer höheren Turm um das bauen, was wir verbergen wollen. Gerade durch die Lügen werden wir das nicht los, was uns belastet, weil wir es sozusagen in uns einsperren. Wenn wir Gott die Wahrheit über unser Leben sagen, dann wirft er diese Dinge ins tiefste Meer und vergisst sie. Die Wahrheit ist der einzige, wenn auch schmerzhafte Weg, wie wir unangenehme Dinge endgültig aus unserem Leben bekommen können. „Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine“ (Psalm 32, 3)

Wer richtig gut in etwas sein will, der trainiert nicht für sich allein, der sucht sich einen Trainer: Du brauchst den Weg, Wahrheit in Dein Leben zu bringen, nicht alleine zu gehen. Suche Dir einen Seelsorger, einen Mentor, einen Coach, vor dem Du Dich aussprechen kannst.


Die Trainingseinheiten

Nach den Lügen in unseren Leben brauchen wir meist nicht lange suchen. Sie sind uns allzu sehr präsent. In welche Lügen bringst Du Wahrheit hinein?

Welchen Seelsorger / Mentor / Coach vertraust Du Dich an?