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Wer Listen schlimmerer und weniger schlimmer Sünden aufstellt schafft es selbst nur äußerst selten in die TopTen. Stephan Panter

Was ist die größte Sünde? Über einige Dinge braucht man in Deutschland, zumindest seit den 90er Jahren nicht mehr zu diskutieren: Pädophobie etwa. Kinderhasser, die Kinder missbrauchen und das dann auch noch als Liebe verkaufen wollen. Die haben selbst im Gefängnis einen harten Stand. Rechtsextrem zu sein oder dafür gehalten zu werden, bedeutet in der öffentlichen Meinung ins Abseits gestellt zu sein. (Ich fürchte, dass viele Deutsche das gar nicht so schlimm finden, wie ich letztens an der Kasse eines Kaufhauses erleben musste.) Über Homosexualität wird heftigst gestritten: die einen wollen es als etwas Normales darstellen und für andere ist die größte Sünde überhaupt. Einige rümpfen die Nase, wenn sie jemanden rauchen sehen.

„Wer Listen schlimmerer und weniger schlimmer Sünden aufstellt schafft es selbst nur äußerst selten in die TopTen.“ Das trifft es wohl. Bei all diesen Sündenmarkierungen geht es darum, den ANDEREN als Sünder darzustellen und SICH SELBST als tadellos. Und wenn man schon über Sünden diskutieren will, warum nur auf die, auf die man so schnell mit dem Finger zeigen kann? Warum sind Menschen von bestimmten Sünden anderer Menschen besessen?

Wenn wir schon über Sünde reden wollen:
Warum reden wir nicht einmal über die Angst, zu kurz zu kommen? Über die Sorge nicht das ganze Leben genug zu haben? Warum hören wir nicht mit lauter Stimme, dass Habgier Götzendienst ist und dass die Liebe zum Geld die Wurzel allen Bösen ist? Oder wie ich heute auf Facebook gelesen habe: „Wann hast Du das letzte Mal eine Predigt über Korruption gehört?“ (Noch nie??)

Über alles kann man reden, aber es trifft noch nicht den Kern der Sünde. Das alles ist nicht die größte Sünde. Die größte Sünde ist es, an der Güte unseres Gottes zu zweifeln.Dass wir daran zweifeln, dass er es gut mit uns meint, das führt uns in die Irre. Das ist die Saat, die die Schlange in das Herz Evas gesät hat: Kannst Du Gott wirklich vertrauen? Meinst Du nicht, dass er Dir etwas vorenthalten will? Ist Gottes Plan und Absicht für Dich wirklich die Beste oder solltest Du Dein Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen?

In den Worten, die mein Leben am stärksten verändert haben, die Worte des Römerbriefs, redet Paulus von schlimmen Sünden. Er zeigt in drei Kapiteln die ganze Sündhaftigkeit offensichtlicher sündiger Menschen, sogenannter anständiger Menschen und ach so frommer Menschen auf. Er läßt kein gutes Haar an den Menschen und bezeichnet sie ähnlich wie Johannes der Täufer als Schlangenbrut. Aber als Kern der Sünde macht er genau dieses aus: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert.“ (Römer 1,21)

Es ist genau dieser Kern: Wir wissen um diesen Gott, aber wir trauen ihm nicht. Wir meinen, dass es da doch noch etwas Besseres geben muß.

Ich verstehe Gott nicht immer. Bei weitem nicht. Mir geht es nicht immer gut. (Wobei ich ein wirklich glückliches Leben führe und ich mich nicht beschweren kann). Ich bin schon im Tal des Finsteren und des Todes gewandert, und fürchte doch kein Unglück: Denn ich weiß, Gott ist bei mir. Was immer das Leben bereithält und wann immer Gott etwas zulässt, dann geht er gemeinsam mit mir da durch. Wenn er bereit ist, das zu erleiden, dann wird es einen für mich verborgenen Sinn haben. Dafür steht sein Tod am Kreuz.

Ich weiß, ich glaube: Gott meint es gut mir. Und damit höre ich auf zu sündigen, zu sündigen mit der größten Sünde und der ganze Rest schlimmer und schlimmerer Sünden erledigt sich irgendwann von selbst.

An die guten Absichten Gottes zu glauben, das ist die Voraussetzung eines Lebens mit Gott. Das habe ich mit den Worten des Hebräerbriefs verstanden: „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ (Hebräer 11,6)

Und das ist ein wirklich gutes Wort: Gott erwartet von mir, dass ich glaube, dass er mir meinen Lohn gibt, dass er es gut mit mir meint. Und wenn er diesen Glauben schon von mir erwartet, fordert, dann muss er doch ohne Zweifel gut zu mir sein!

Wenn wir über Deine und mein größte Sünde reden, dann müssen wir nicht über die Dinge reden, auf die man so leicht mit einem Finger zeigen kann. Wir müssen darüber reden, wie Du diesem Gott Vertrauen schenken kannst.