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photo (c) trepavica | photocase.de
Eine Stimme dröhnte in Evas Kopf: „Nimm! Nimm! Nimm doch jetzt, was Dir zusteht!“ Eva stockte. Sie schaute die Frucht an: „War es nicht ihr Recht, Gott gleich zu sein? War es nicht das, was Gott versprochen hat? Warum sollte sie warten?“ Da war noch eine andere Stimme in ihr: „Du bist meine geliebte Tochter Du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.“ Diese Stimme war leise, kaum hörbar, so sanft wie das Säuseln des Windes. Diese Stimme berührte sie, zog sie sanft zu sich. Eva war hin- und hergerissen: Das Dröhnen packte sie, verschlang sie – wie eine Verzweifelte beim Ertrinken streckte sie ihre Hand aus, packte und griff die Frucht … und biss in sie hinein.

Manchmal schließe ich die Augen – für einen Moment werde ich blind dafür, was Andere über ein Wort Gottes gesagt haben. Da versuche ich wie ein Blinder die Blindenschrift, die Oberfläche eines Wortes zu ertasten: Das Versprechen der Schlange macht keinen Sinn: „… ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist“. Eva und Adam, sie waren bereits wie Gott. Sie waren in seinem Ebenbild geschaffen. Sie wussten auch, was gut und böse ist: Von der Frucht essen: Böse. Nicht von der Frucht essen: Gut. Es gab nur dieses eine Gebot.

Auch Jesus wurde auf diese Weise in der Wüste versucht: Wenn du Gottes Sohn bist, „so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ Genauso seine Mutter, die ihn zu einem Wunder drängte, das Wasser in Wein zu verwandeln. Sie wusste doch, dass er der Messias ist. Er kann das!

Jesus konnte das. Er konnte Steine in Brot verwandeln und Wasser in Wein. Eva war es. Sie war bereits wie Gott, geschaffen in seinem Ebenbild. Jesus hat alles richtig gemacht und der Versuchung widerstanden. Eva fiel.

Bei Pais lernen wir mit Haverim, ein Wort Gottes mit einem anderen Wort Gottes auszulegen. Was wäre, wenn das Gleichnis von den Verlorenen Söhnen auch die Geschichte der ersten verlorenen Tochter erzählt? Die Forderung des Sohnes an den Vater ist irrsinnig: „Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht!“ Sie ist getrieben von Hass und will den Tod des Vaters. Der Vater sagt später: „Du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.“ Wozu fragt der Sohn nach seinem Erbe? Wozu fragt ein Kind nach dem Fernseher, den er jeden Tag benutzt und einem Auto, in dem er jeden Tag gefahren wird? Ein Sohn, eine Tochter, das in dem Haus der Eltern wohnt, besitzt doch schon fast alles, benutzt fast alles, was den Eltern gehört. Ohne Zweifel wird den Kindern der Eltern das alles einmal gehören.

Eva fiel, als sie etwas an sich reißen wollte, was sie schon lange besaß. Sie verschwand und ging verloren. Wie ein guter Hirte ging Gott hinterher: sie und ihren Mann suchen: „Wo bist Du?“ Er fand sie beide, konnte sie aber nicht zurückgewinnen. Eva fiel weiter in eine Welt voller Schmerzen, Hunger und Kälte. Wenn etwas Neues entstehen sollte, so gelänge das nur noch unter Schmerzen. Wenn sie sich ernähren wollten, dann wäre es mühselig und es würde nie reichen. Wenn sie sich nahe sein wollten, dann ginge das nur noch in einer Hierarchie.

Was ist geschehen? Was können wir von Eva lernen? Was können wir von Jesus lernen? „Du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.“ Jeder Mensch ist einmalig und wunderbar geschaffen mit einer einzigartigen Kombination von Eigenschaften und Fähigkeiten. Das erste Wort Gottes über jeden Menschen ist „Sehr gut“. Das ist kein Fehler an ihm.

Eine ganze Welt steht uns offen. Unsere Eigenschaften und Fähigkeiten sind die Werkzeuge, sie zu erschließen. Ich glaube, dass wir gar nicht in vollem Ausmaß verstanden haben, was Gott uns anvertraut hat und welche Möglichkeiten in uns stecken. Wann immer Gott zu uns redet, redet Er zu uns mit dieser sanften Stimme. Eine Stimme, die uns berühren will und sanft zu Ihm ziehen will. Was uns zum Fallen bringt, ist unsere Ungeduld. Wir lösen uns aus der Beziehung zu Gott – und verlieren alles. Wir fallen in eine Welt, die von Sorge bestimmt ist um unser Überleben. In eine Welt, in der es ein Oben und ein Unten gibt.


„Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.“ Lukas 15, 12

„Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Genesis 3, 4-5

„Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein.“ Lukas 15, 31

Die Versuchung Jesu: Matthäus 4, 1-10
Die Wandlung des Wassers zu Wein: Johannes 2, 1-12

Meine Auslegung zu der Wandlung des Wassers zu Wein: Nun, tu‘ doch etwas, Jesus!
Lese die Bibelstellen nach, z.B. auf bibelserver.com

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