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Ist Gott allmächtig?

Gott hat die Welt als einen wunderbaren Platz geschaffen. Als ein Paradies. Als er Himmel, Erde, Wasser, Pflanzen, Tiere, Licht schuf – und ganz besonders die Walfische – da war das alles gut. Nur an einem Tag war das anders: der Mensch – als Mann und Frau – war SEHR gut. Diese Aussage ist heute undenkbar. Der Mensch ist dem Menschen zur Bestie geworden. Er hat die Erde in eine Hölle verwandelt.

Wie konnte das passieren, dass etwas, das so gut gedacht war, in etwas so Böses werden konnte? Das eine Frage, die Menschen, die an den Gott der Bibel glauben, seit Jahrtausenden beschäftigt und quält. Wie kann ein liebender Gott das Böse zu lassen? Ich sage bewusst „Gott der Bibel“, weil man diese Frage etwa dem babylonischen Hauptgott Marduk nicht stellte. Das ist ein Mörder und grausamer Schlächter von Anfang an. Dessen Welt ist böse, weil er böse ist und das Böse will.

Die Frage nach dem Bösen ist keine theoretische, weder eine philosophische noch eine theologische. Wie kann es sein, dass zwei Nachbarn, der eine davon deutsch-arisch, über Jahre Tür an Tür gelebt haben und sich gegenseitig zum Geburtstag eingeladen haben – und plötzlich verrät der eine den anderen und schwere Stiefel treten in die Tür und der jüdische Sohn muss ansehen, wie seine Eltern heraus geschliffen werden?

Die Frage nach dem Bösen ist ein Schrei – so alt wie das Buch Hiob, das vielleicht älteste Buch der Bibel. Gott, wie kann es sein, dass diese Welt, die so gut war, so böse ist? Was bist Du für ein Gott? Bist Du vielleicht doch einer wie Marduk? Und wenn Du keiner wie Marduk bist, hast Du den Laden nicht im Griff? Ist Dir die Erde über den Kopf gewachsen? Bist Du wirklich allmächtig? Wenn Du allmächtig bist, dann kann ich nicht glauben, dass Du gut bist und wenn Du wirklich gut bist, dann kann ich nicht glauben, dass Du allmächtig bist!

Aber natürlich mischen bei solchen Fragen auch die Philosophen mit. Seit knapp tausend Jahren wird die Frage nach der Allmacht so formuliert:

Kann ein allmächtiges Wesen einen so schweren Stein schaffen, dass es ihn selbst nicht heben kann? Wenn dieses Wesen diesen Stein schaffen könnte – und das müsste er können, wenn er allmächtig ist, dann hätte er etwas geschaffen, was er nicht selbst heben kann. Dann wäre er nicht allmächtig. Allmacht ist also ein Paradoxon. Einen allmächtigen Gott kann es also nicht geben. Also ist Gott letztendlich bedeutungslos – tot.

Da waren also eine Menge schlauer Leute. Stell‘ Dir vor, wie alle diese schlauen Menschen aus allen Jahrhunderten im Thronsaal Gottes stehen und aufgebracht diskutieren. Sie diskutieren und diskutieren und achten gar nicht so sehr auf Gott. Sie sehen nicht, wie ein Funkeln in seinen Augen ist. Irgendwann sind sie fertig mit dem Diskutieren, haben ganz vergessen, dass Gott da ist und gehen fort. Beim Herausgehen ruft Gott ihnen noch hinterher: „Ach, ich wollte Euch noch etwas zeigen…“ Aber das hören sie schon gar nicht mehr. Sie lassen einen Gott zurück mit einem Stein zu schwer, dass er ihn heben kann. Einen Stein, den er mühelos zwischen seinen Fingern gleiten läßt.

Um an das Unmögliche zu glauben, muss einer noch nicht einmal an Gott glauben.

Wenn ich jedoch an einen Gott glaube, dem alles möglich ist, der also allmächtig ist, dem kann ich ja einfach glauben, dass er so einen Stein schaffen kann und geschaffen hat, auch wenn ich das nicht verstehe. Das hat nichts mit einer Einfalt zu tun, die andere als minderbemittelt oder naiv bezeichnen. Es ist eine Einfalt, die erkennt, das unser Verstehen begrenzt ist. Ich akzeptiere, dass Gott größer ist als mein Verstand und meine private Logik und ich traue ihm zu, das er das mit dem Stein schon hinbekommt.

Aber weiter: Wenn wir als Menschen alle Rätsel, Probleme, mathematischen Beweise und ähnliches als unlösbar betrachten, nur weil wir sie gerade nicht verstehen, dann säßen wir immer noch auf Bäumen. Der Mensch liebt logische Rätsel, das hat Gott in ihm hineingelegt. Simson hat solche gelöst, David auch. Wir lieben diese Spiele auf Parties, wo wir lange an einem Rätsel knabbern und am Ende ist die Lösung sehr einfach. Und irgendwann hat Gott mitgemacht: „Ich hätte da ein Rätsel. Da ist ein Stein, der ist so schwer, dass ich ihn nicht heben kann, obwohl ich allmächtig bin.“ Ob er den letzten Nebensatz noch gesagt hat, weiß ich nicht, weil das ja für alle klar war, dass er allmächtig ist. Und wie auf einer Party haben sich nach und nach die Gäste aus dem Spiel verabschiedet, weil sie einfach nicht auf die Lösung kommen. Die doch so einfach ist. Denn jedes gute Rätsel hat eine einfache Lösung.

Vielleicht ist es unangemessen in dieser lockeren Art über dieses Rätsel zu reden. Wenn in der Antike einem Mensch ein Rätsel gestellt worden ist, so geht es oft um Leben und Tod. Löst er das Rätsel nicht, so muß er oder seine Leute sterben. So ist es auch mit diesem Rätsel. Wenn es einem Menschen wirklich gestellt ist und es nicht nur eine schöngeistige Gedankenspielerei ist, dann geht es für diesen Menschen um Leben und Tod. Findet er dann keine Antwort auf dieses Rätsel, so droht er an Gott irre zu werden.

Um ein Rätsel lösen zu können, muss ich zuversichtlich sein, dass ich das Rätsel lösen kann und dass es eine Lösung gibt. Ich muss dazu die gewohnten Denkbahnen verlassen und anfangen, „out of the box“ zu denken. Da gibt es verschiedene Prinzipien, die ich hier nicht erläutern muss.

Ich kann dafür auch Gottes Weisheit anzapfen, indem ich erstmal die Gewissheit habe, dass es eine Lösung gibt und die Fragen erstmal ruhen lassen. Bei mir ist es dann so, dass die Frage erstmal abgespeichert wird und über Tage, Wochen, Monate laufen meine „Gedanken wie Pferde los“ und suchen Tag und Nacht nach einer Antwort, ohne dass ich darüber bewusst werde oder mich anstrenge. Die Bedingung ist dabei, dass ich mich nicht zu schnell mit einer billigen Lösung zufriedengebe, indem ich das Problem vereinfache. Ich muss es ertragen können, erstmal keine Lösung zu haben und Dinge, die scheinbar als Widersprüche gegenüberstehen, stehen zu lassen.

Am Anfang hat es noch Monate gedauert, um eine Frage zu lösen. Mit der Zeit wurde das immer schneller, so dass es jetzt oft nur noch Tage sind. Wenngleich es immer noch Fragen gibt, die mich über Jahre beschäftigen. Mit einem Mal ist die Lösung dann da. Sie fällt mir dann plötzlich ein.

So war es auch hier. Ich habe mir irgendwann vorgestellt, dass Gott mühelos diesen Stein durch die Finger gleiten lässt, den er doch nicht heben kann und habe die Frage dann abgespeichert. Irgendwann fiel mir die Lösung dann ein. Die so einfach ist. Aber so wie mein Finden in zwei Schritten war, so beende ich diesen Artikel hier und verrate die Lösung erst beim nächsten Mal.

Lese des Rätsels Lösung in JEDES GUTE RÄTSEL HAT EINE EINFACHE LÖSUNG.