Wann wird der Messias kommen? Wann wird sie anbrechen, die kommende Welt? Wann wird unser Stöhnen ein Ende haben?
Was können wir tun, um das Kommen des Messias zu beschleunigen? Seit Tausenden Jahren gibt es darüber unterschiedliche Vorstellungen. Einige sagen, dass man mit Gewalt die Herrschaft der Despoten abwerfen soll. Wie immer die Despoten auch gerade heißen. Dieses Konzept hat bis heute Anhänger.
Andere essen kein Schweinefleisch und befolgen alle Gebote und Verbote. Denn in dem Moment, in dem das ganze Volk Gottes alle Gebote und Verbote befolgt, wird der Messias kommen. So glauben sie und sind furchtbar wütend auf andere, die extra Schweinefleisch essen, um das Kommen des Messias zu boykottieren.
Anderen ist das Kommen des Messias furchtbar schnuppe. Denen geht es wohl zu gut.
Wann kommt der Messias? Wann bricht das Reich Gottes an? Wann tritt der Messias in unser Leben? Ist das wirklich nur ein zukünftiges Ereignis?
Ist dieser Tag nicht vielmehr HEUTE? HEUTE, wenn wir seine Stimme hören und wir unsere Herzen nicht verstocken? Bricht das Reich Gottes nicht vielmehr dann an, wenn wir anfangen dem Reich Gottes gemäß zu leben?
Der Prophet Jesaja beschreibt das Reich Gottes als einen Ort, an dem Menschen zu Gott rufen werden und er wird sagen: Siehe, hier bin ich. Es ist ein Ort, an dem Kranke schnell heil werden und in dem Finsternis keinen Raum haben wird. Die Gegenwart Gottes wird uns umfassend umgeben.
Der Prophet Jesaja verschiebt den Anbruch des Reiches Gottes nicht in die Zukunft. Präzise beschreibt er, wann das Reich Gottes anbrechen wird: Wenn wir dem Hungrigen nicht nur das Brot brechen, sondern vor allem unser Herz finden lassen. Wenn wir aufhören, übel über den anderen zu reden und uns für etwas Besseres zu halten.
Das Reich Gottes beginnt HEUTE. HEUTE, wenn wir die Stimme Gottes hören. HEUTE, wenn wir unser Herz erweichen lassen.
Wenn wir beten „Unser täglich Brot gib‘ uns heute“, dann tun wir das im Westen i.d.R. nicht mit leeren Händen. Wenn wir beten „Dein Reich komme“, dann sollten wir es ebenso nicht als ein zukünftiges oder gar fiktives Ereignis erbeten. Als ein Ereignis, dass wir insgeheim mit einem fetten Schweinekotelett in die weite Zukunft schieben wollen. Wir sollten so beten, als wenn es HEUTE anbricht. Als eine Realität, in die wir von Tag zu Tag hineinsteigen.
Wann wird der Messias in unser Leben treten? In dem Moment, in dem alle alle Gebote halten? In dem Moment, in dem wir DAS Gebot halten, in dem alle anderen Gebote erfüllt sind. Die kommende Welt ist nicht nur die zukünftige Welt. Die kommende Welt ist dabei zu kommen.
Und doch gibt es ein „Ehe“, ein „Vorher“. Etwas, das geschehen muss, ehe der Tag des Messias kommt. Die Herzen der Väter müssen sich kehren zu den Herzen der Söhnen. Aber auch das ist nicht nur ein zukünftiges Ereignis. Es ist der Moment, an dem Ältere für Jüngere Verantwortung übernehmen. Es ist der Moment, an dem jeder nicht länger für sich alleine lebt. Das Reich Gottes beginnt anzubrechen, wenn einer etwa für andere zum Mentor wird.
Was wirst Du tun? Wie wirst Du beten? Was wirst Du hoffen? Wenn Du heute betest: „Dein Reich komme!“? Mache das Heute zu einem HEUTE!
* Henryk Broder
* Jesaja 58