Geheiligt werde Dein Name! Wir beten dies im Vater unser und wir benutzen das Wort „Heilig“ wie selbstverständlich. Als wüssten wir genau, was wir damit meinen. Doch wissen wir das so genau? Oder ist „Heilig“ nur ein Begriff, der irgendetwas mit Gott zu tun hat? Etwas Himmlisches, Unaussprechliches, vielleicht sogar Gefährliches und Verzehrendes? Ist das Heilige etwas Unerreichbares – für uns zumindest. Sind Heilige sonderbare Gestalten? Ist Heiliges etwas, was mit einer Anstrengung zu tun hat, etwas, das wir erreichen sollen? Das aber wie die Karotte vor dem Esel immer weiter von uns weggetragen wird? Was bedeutet es denn, dass wir heilig sein sollen, so wie Jesus heilig war? Und wie kann der Name Gottes geheiligt werden? Etwa durch uns? Durch Engel? Durch Gott selbst?
In unserer Haverim-Zeit haben wir uns das gefragt. Wir haben den Vers studiert: „Alles ist gut, was Gott geschaffen hat und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. Denn es wir geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet.“(1) Wir haben ein Bild gefunden, das vielleicht nicht alle Aspekte beschreibt, aber doch dieses Wort „heilig“ verständlich macht.
Wir haben das Wort „heilig“ mit den Aspekten „absondern“, „herausnehmen“ und „reinigen“, „waschen“ verbunden und es auf einen Apfel bezogen.
Stell Dir vor – wir haben beinahe Herbst – Du stehst vor einem wilden Baum voller Äpfel. Im Gras, da liegen lauter Äpfel einige schon ein paar Tage. Andere sind gerade heruntergefallen. Welchen Apfel wirst Du auswählen? Vielleicht ist es Einer oder Zwei oder Drei, die Du mit nach Hause nimmst. Ein Apfel, der noch nicht faulig ist und keine großen Stellen hat. Das ist das Erste: Du wählst einen Apfel aus, unter lauter anderen Äpfeln sonderst Du Deine Auswahl von den Anderen ab. Du wählst ihn aus für einen Zweck, damit Du ihn genießen kannst. Zuhause wäscht Du den Apfel ab. Du schneidest die kleinen Stellen heraus, schälst ihn vielleicht und schneidest Schiffchen aus ihm. Indem Du diesen Apfel auswählst und wäscht, heiligst Du diesen Apfel für Dich.
Genauso geht das mit dem Namen Gottes. Er muss – von uns – geheiligt werden. Zwischen all den profanen und alltäglichen Worten muss sein Name herausgehoben werden. So wie ein fauliger Apfel die anderen ansteckt, müssen wir den Namen Gottes absondern, zu etwas Besonderen machen. Deswegen heißt es auch in den Zehn Geboten: „Du sollst den Namen Deines Herrn, Deines Gottes nicht missbrauchen.“ Wir sollen den Namen Gottes nicht unbedacht aussprechen. Zwischen all den unbedachten Worten – und manchmal schlechten Worten, die aus unserem Mund herauskommen, sollen wir seinen Namen als etwas Besonderes aussprechen. Wir sollen seinen Namen – so wie wir ihn aussprechen – auch reinigen von all unseren eigensüchtigen Ansprüchen, von dem, was wir in seinen Namen hineinlegen wollen.
Etwas Weiteres haben wir entdeckt: Wenn eine Frau durch ihren Mann geheiligt werden kann (2), dann genau in dieser Bedeutung: Unter lauter Frauen hat ein Mann genau diese eine Frau als seine einzige Frau ausgewählt. Er hat sie besonders gemacht. Sie hat nun für ihn eine Stellung, die keine andere Frau einnehmen kann. Ist nicht das Besondere und das Glück der Ehe, dass einer den Anderen zu etwas Besonderen erhebt, weil er ihn auserwählt hat?
Wenn wir „heilig“ so verstehen, dann können wir auch dieses Wort verstehen: Wir sind durch Jesus ein für alle Mal geheiligt. (3) Jesus hat uns als eine einzelne Person ausgewählt und angenommen. Er hat uns herausgenommen – an einer Stelle heißt es: aus einem verkehrten Geschlecht. Er hat uns gereinigt und gewaschen von unseren Sünden. (4) Wenn Heiligsein etwas damit zu tun hat, dass wir ausgewählt werden, wie kann Heiligung etwas damit zu tun haben, dass wir uns anstrengen müssen, dass wir eine Mühe damit hätten? So verstanden ist Heiligung das Glück, dass Gott uns auserwählt hat. So verstanden ist Heiligung etwas, das an uns geschieht. Wenn Gott uns aber auswählt, so ist seine Wahl unveränderlich. Er ist treu und wird uns nicht in Stich lassen. (5)
Wenn es aber in den Zehn Geboten heißt, dass wir den Sonntag heiligen sollen, bzw. den Feiertag, dann meint das wieder genau das: Wir sollen den Feiertag aus der Alltäglichkeit aller Tage herausnehmen. Wir sollen den Sonntag nicht so behandeln, als ob er so wie jeder andere Tag wäre, sondern ihn zu einem besonderen Tag machen. Dafür müssen wir ihn unterscheiden von allen anderen Tagen. Wir müssen uns auch fragen: Wo müssen wir ihn reinigen von dem, was ihn beschwert und von dem, was allzu nichtig ist?
Wir können nicht nur die Feiertage heiligen. Jeder Moment kann ein Heiliger sein, wenn wir ihn unterscheiden von allen anderen Momenten. Wenn wir nicht sagen, dass dieser Moment so wie jeder andere Moment ist und ihn einfach verstreichen lassen, ja nicht einmal bemerken. Oder wenn uns ein Moment zu sehr Mühe, nur mehr eine Last bedeutet. Das ist das Geheimnis von Kavannah: Diesen Moment – jeden Moment herauszuheben aus einer Reihe allzu gleichen Augenblicke. Indem wir uns bewusst werden, dass Gott in jedem Moment gegenwärtig ist und in jedem Moment eine Absicht hat. Wenn wir auf diese Weise unsere Momente und unsere Tage heiligen, so öffnet sich der Himmel über uns.
Wir werden geheiligt – und können gar nichts dafür tun, weil es etwas ist, was an uns geschieht, aber wir können Anderes heiligen. Einen Apfel, unseren Ehepartner, Feiertage und sogar alle Tage und alle Momente. Was können wir noch heiligen?
Unsere Kinder. Indem wir über sie aussprechen: „Meine Tochter!“ „Meinen Sohn!“ Indem wir sie herausheben aus der Menge ihrer zweifelnden Gedanken und Gefühle und sie annehmen. Dazu habe ich hier etwas geschrieben: Absalom brennt.
Unser Essen. Indem wir es nicht achtlos herunterstopfen, sondern es mit Danksagung empfangen.
Und so gilt das: „Alles ist gut, was Gott geschaffen hat.“ Alles, jeder Mensch und jeder Augenblick trägt das Potential in sich gut zu sein, zu etwas Gutem zu geraten. Wenn es denn geheiligt wird, herausgehoben wird, zu etwas Besonderen, Gutem gemacht wird. Da ist nichts und niemand, was von vornherein verworfen werden muss und ganz und gar untauglich ist. Wenn Du weißt, wie begegnest Du Deinem nächsten Menschen, der nächsten Schwierigkeit, dem, was Dir das Leben schwer macht?
Das alles ist nur ein kurzer Einblick in das, was wir in unserer Haverim-Zeit bedacht haben. Ganz sicher trifft es nicht alle Aspekte von Heiligkeit. So will ich am Ende wieder mit einem Bild enden.
Was bedeutet eine einzelne Blume auf einem Feld voller Blumen? Die eine Blume aber bedeutet alles, die ausgewählt und verschenkt worden ist.
(1) 1. Timotheus 4,4+5
(2) „Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig.“ 1. Korinther 7,14
(3) „Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für alle Mal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Hebräer 10,10
(4) „Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“ 1. Korinther 6,11
(5) „Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“ Römer 11,29
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André Springhut
Bereishit
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