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Könige waren die Ebenbilder der Götter(1). Dass das nicht immer ein Traumjob war, weil die einen wie die anderen immer wieder zum Sündenbock gemacht wurden, ist hier nicht das Thema.(2)

Die Könige waren die Besonderen, die Bevorzugten. Die Macht ohne Grenzen ausübten und sich beinahe alles herausnehmen durften. Allzuoft versklavten sie ihr Volk und beuteten es aus.

Was bedeutet es, wenn es in einer solchen Umwelt (sei es nun Ägypten oder Babylon) auf einmal heißt:

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ Genesis 1, 27

Hat diese Aussage dann nicht etwas Revolutionäres, Umstürzlerisches an sich, wenn anstelle eines besonderen Menschen auf einmal der Mensch an sich, also alle Menschen zum Ebenbild Gottes erklärt werden?

Zunächst einmal bedeutet es eine faszinierende Wertschätzung: der Mensch an sich, jeder Mensch, Du, ist ein königliches Wesen. Kein Dienstbote der Götter und Mächtigen(3) und auch kein Humankapitel. Sondern eine herausgehobene Persönlichkeit von unermesslichen Wert.

Zum anderen bedeutet es, dass unsere Vorstellung von Herrschaft und Leitung auf den Kopf gestellt wird. Da ist nicht länger nur einer, der rücksichtslos auf Kosten anderer herrschen kann. Jede Form von Diktatur und Machtmissbrauch verbietet sich seit dem. Und tatsächlich setzte sich die Idee des Königs nur gegen den Willen Gottes im Volk Gottes durch. Aber auch die Idee, dass einer der Sündenbock für alle ist, ist damit aus der Welt.

Sehr ausdrücklich formuliert dieser Vers, dass diese neue Welt, das Reich Gottes, keine Welt der Männer alleine ist. (Das wäre ja auch nicht gut.) Frauen und Männer sind gleichermaßen königlich und herausgehobene Persönlichkeiten.

Quellen:
(1) „Denn in der Umwelt ist eindeutig und vielfach belegt, wer Bild Gottes ist: Bild Gottes ist der König. Und zwar sowohl in Babylonien, wo der König als Ebenbild des Gottes Marduk oder des Sonnengottes
Schamasch bezeichnet werden kann, vor allem aber in Ägypten.“ http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/downloads/Domnium-Terrae.pdf
(2) Als Beispiel: So qualvoll starben die irischen Könige http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,789750,00.html
Zur Funktion des Königs in heidnischen Völkern siehe die Werke von René Girard. http://www.konfliktherde.de/hiob
(3) „Erschaffen will ich ein Wesen, den Menschen. Ihm auferlegt sei der Dienst der Götter zu ihrer Erleichterung.“ ENÛMA ELÎSCH, Tafel VI