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Gott sprach:
Das Wasser unterm Himmel staue sich an einen Ort,
und das Trockne lasse sich sehen!
Es ward so.
Dem Trocknen rief Gott:
Erde! und der Stauung der Wasser rief er: Meere!
Gott sah, dass es gut ist.
Martin Buber: Im Anfang

Endlich ist alles an seinem Platz: Wasser, Himmel und Erde. Nun kann es mit dem eigentlichen Projekt losgehen: Pflanzen, Tiere und der Mensch.

Leben braucht Ordnung und Gesetzesmäßigkeiten, damit es entstehen und bestehen kann. Anarchie und Durcheinander taugen dafür nichts.

Bis hierhin: Ist die naturwissenschaftliche und die biblische Sichtweise wirklich so sehr auseinander, dass sie sich ausschließen? Beide beschreiben einen Prozess, bei dem eins nach dem anderen geschieht. Eine Entwicklung. Die Wissenschaft ist dabei ein bisschen übereifrig und redet von Zeit, wo es noch keine gibt. Aber na gut, das können wir ihr durchgehen lassen.

Und ob Gott der Schöpfer ist oder ein Zufall, darüber hat die Wissenschaft seit Kant ehe nicht mehr zu befinden. (1)

Leben braucht Gesetzesmäßigkeiten und Ordnung. Das ist immer mit Einschränkungen, mit Geboten und Verboten verbunden. Das Wasser und selbst das Licht dürfen nicht mehr überall sein und müssen Grenzen einhalten.

Gesetze passen uns nicht immer und wir neigen zur Rebellion.

Wenn Menschen in Berlin ein Haus besetzen und ihre romantischen Vorstellungen einer besseren Welt verwirklichen wollen, dann kann das nur für ihr kleines Biotop funktionieren, weil keiner mehr Häuser bauen wollte. Das funktioniert weder im Kleinen noch als Gesellschaftsordnung à la DDR. Leben braucht diese Grenze zwischen Mein und Dein.

Und überhaupt: Was ist an Vorstellungen erstrebenswert und romantisch, die die schwere Verletzung und den Tod Anderer in Kauf nimmt? (2)

Unser Leben ist voller Grenzen, Verbote und Gebote. Wir dürfen nicht stehlen, auch nicht bei der Steuererklärung. Wir dürfen nicht ehebrechen, auch nicht wenn wir Lust oder Frust haben. Wir dürfen nicht töten, auch nicht in Gedanken, weil der Andere uns geärgert hat. Wir dürfen nicht neiden, auch wenn die Anderen so viel mehr haben.

Leben kann nur entstehen und bestehen, wenn wir nicht alles tun dürfen, was wir könnten.

(1) Nachdem Gott, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit durch die Vernunft nicht zu beweisen sind, die Vernunft aber auch nicht das Nichtexistieren dieser Ideen beweisen kann, ist die Frage des Absoluten eine Glaubensfrage: „Ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant

(2) „Ich möchte, dass Berlin eine bunte, weltoffene Stadt bleibt, mit einer Akzeptanz für junge Menschen, die anders leben wollen.“
http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/ein-hauch-von-haeuserkampf/