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Vollendet waren der Himmel und die Erde, und all ihre Schar.
Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte,
Und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte.
Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,
denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf.

Dies sind die Zeugungen des Himmels und der Erde: ihr Erschaffensein.
Martin Buber: Im Anfang

Sollten die Genesis-Autoren tatsächlich von den Babyloniern abgeschrieben haben, dann verteilen sie jetzt die ganz große Ohrfeige: Unser Gott feiert und ruht!

Die babylonischen Götter klagen über schlaflose Nächte und finden einfach keine Ruhe. Ihre Hauptantriebskraft ist ihr Verlangen nach Ruhe. Für ein bisschen Ruhe sind sie bereit über Leichen zu gehen und ihre Kinder zu töten.(1)

Das hätte man sehen können, dass das nicht klappt: Sie setzen eine Spirale der Gewalt in Bewegung, deren erste Opfer sie selbst werden. Die Melodie und der Rhythmus der babylonischen und auch der unsrigen Welt sind Unruhe, Gewalt, Mord, Krieg und Schrecken.(2)

Aber unser Gott feiert und ruht. Er muss seine Geschöpfe nicht töten, um mal eine Nacht durchschlafen zu können. Er ist sehr glücklich über das, was er geschaffen hat. Und in diesem Glück teilt er diese Welt mit uns. Er teilt sein Glück mit uns.

Wer die Genesis ablehnt, der versteht nicht, dass er das nur kann, weil es die Genesis gibt. Weil er ohne die Genesis immer noch fürchtete, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Weil er ohne die Genesis immer noch Kinder zum Opfer eingrübe, wenn er einen Deich baut.

Wer glaubt, dass der Mensch vom Affen abstammt, der muss Antworten drauf haben, warum der Mensch im Gegensatz zum Affen zu Krieg und Völkermorden neigt. Er muss eine Ethik entwickeln, die ihn daran hindert, alles zu morden, was ihm nicht passt, ihm die Ruhe raubt, ihm in den Weg kommt oder ihn bedroht.

Ein babylonisches „survival of the fittest“, der Stärkere setzt sich durch, ist dazu nicht geeignet.

Quellen:
(1) Enûma elîsch
(2) Walter Wink: The Powers that be