Wir haben 5 Phasen der Vergebung entdeckt:
1. Den Sachverhalt aussprechen. Was ist eigentlich geschehen?
2. Die eigene Betroffenheit ausdrücken. Was hat es mit mir getan? Wie hat es mich verletzt?
3. Du hast mir zugehört. Ich fühle mich verstanden.
4. Es tut dir leid. Das hast du glaubhaft ausgedrückt.
5. Ich vergebe dir.
Wir sind den Weg der Vergebung nicht geübt und daher neigen wir dazu, Abkürzungen zu nehmen, die uns am Ziel der Vergebung möglicherweise vorbei führen. Wir sind es zu sehr gewohnt, mit einer „Schwamm-drüber“-Haltung oder in einer Verteidigungshaltung zu verharren. Wir müssen lernen, das Unangenehme klar und deutlich auszusprechen. Sowohl als die, die um Vergebung bitten als auch als die, denen das Unrecht geschehen ist.
Zu einem klaren und deutlichen Reden gehören ganze Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt: Aus einem „Du hast da was gemacht“ wird ein „Du hast dich im Gespräch einfach weggedreht und mit jemanden anderem weiter gesprochen.“
Solange in der „man“-Form gesprochen wird, gelingt es einem noch, den Schmerz zu überdecken. Oft bricht er heraus, wenn man aus einem „man“ ein „ich“ macht. Aus einem „Da fühlt man sich doch als wäre man Luft.“ wird ein „Ich habe mich gefühlt, als ob ich nur noch Luft wäre.“
Die Sätze sollten nicht genuschelt und nicht zu leise ausgesprochen. Vielleicht gelingt es sogar, den Anderen dabei anzusehen.
Es geht darum, die Dinge klarzustellen. Die Wahrheit wieder an die richtige Stelle zu weisen. Keine Entschuldigungen für das Verhalten des Anderen zu finden: „Du warst ja auch ganz schön gestresst von der Arbeit“ oder es zu beschwichtigen und klein zureden: „Ich habe ja auch gerade wirklich nichts Wichtiges gesagt.“
Auf der anderen Seite ist an dieser Stelle kein Platz für Erklärungen: „Ich musste ja nur mal kurz einen Termin abklären“ oder Rechtfertigungen: „Du hast die ganze Zeit davor auch mit anderen Menschen gesprochen.“ Da ist kein Platz für Ausflüchte und Entschuldigungen: „Ich hatte echt einen anstrengenden Tag hinter mir“.
Es gibt also viele Möglichkeiten, sich auf dem Weg der Vergebung zu verlieren und zu verlaufen. Erst wenn man ihn Schritt für Schritt gegangen ist, ist es dran, die eigentliche Frage zu stellen: „Vergibst Du mir?“ Und sie zu beantworten: „Ja, ich vergebe dir!“. Klar und deutlich, mit einem ganzem Satz.
Vielleicht spürt man dann, dass man das immer noch nicht kann. Dann ist es dran, einen Schritt zurück zu gehen: Was wurde noch nicht klar genug ausgesprochen? Was wurde noch nicht genügend verstanden?
Persönlich bevorzuge ich es, die 5 Phasen schematisch durchzuarbeiten. Ich werde hellhörig, wenn jemand den Weg verlässt und vielleicht den Sachverhalt sehr detailliert beschreiben kann, aber wenig von seinen Gefühlen deutlich wird. Dennoch sind die 5 Phasen nur eine Möglichkeit, ein Muster, den Weg der Vergebung zu durchschreiten. Gerade wenn wir diejenigen sind, die um Vergebung bitten müssen, dann sollten wir bereit und kreativ sein, andere Schritte zu gehen. Wir können nicht gleichzeitig den Anderen um Vergebung bitten und ihm dabei vorschreiben, wie er das zu tun hat. Wir müssen dann überlegen, wie der Weg sonst gelingen kann: Wie können wir dem Anderen signalisieren, dass wir wahrgenommen haben, welches Unrecht wir an ihm verübt haben und was es mit ihm getan hat?
So mühevoll der Weg zu sein scheint und so viele Möglichkeiten es gibt, sich darauf zu verlaufen: Man muss ihn nicht alleine gehen. Das (christliche) Leben ist nicht für Einzelgänger gemacht. Man darf und manchmal muss man sich Hilfe holen.
11 RACHE IST KLEBRIG-SÜSS
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