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Der Weg der Vergebung

Es gibt etwas in unserem Leben, das manchmal sehr offensichtlich und klar zu Tage tritt und manchmal sehr versteckt lauert – und uns doch beherrscht: Die Wut in uns, wenn uns Unrecht geschehen ist und wir verletzt worden sind. Wir werden nicht frei und glücklich leben können, solange die Wut in uns brodelt oder schlummert. Als Christen wissen wir, dass wir vergeben müssen – aber wir wissen oft nicht, dass etwas geschehen muss, bevor wir vergeben können. Hier gehen wir der Vergebung auf die Spur: Wie können wir vergeben, was wir nicht vergeben können?

Vergeben und das Feuer vom Himmel

Gott hat uns in der Bibel keine Anleitung dafür gegeben, wie man prophetisch redet, Kranke heilt, Wunder tut, aber er erzählt sehr detailliert und ausführlich, was Liebe ist, wie man liebt und wie das etwa in der Vergebung konkret wird. Was ist Gott also wichtig?

Predigt in der Lobpreisgemeinschaft Neumünster am 09.09.2012

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now_by_flow79_id4223300_id102283_photocasenmz6a6zpuv4e Was Hiob und der Schalksknecht gemeinsam haben, was sie unterscheidet und was wir von ihnen über Vergebung lernen können. Außerdem: Warum man lieber kein Mundgeruch haben sollte…
Ist die Vergebung unserer Schuld die Mitte unseres Glaubens, so ist sie untrennbar damit verbunden, dass wir dem Anderen seine Schuld vergeben. So WIE wir vergeben, so ist uns vergeben. Das Leben in Gnade ist undenkbar, wenn wir nicht in Gnade mit dem Anderen leben.
JOKERFACE Etwas zu vergeben, muss mehr bedeuten, als seine Wut in einen tiefen See zu versenken. Die Wut darf nicht nur heruntergeschluckt werden, so dass an der Oberfläche eine heile Welt erscheint, es aber in der Tiefe umso mehr brodelt. Wie können wir wirklich vergeben und vergessen?
“Wie können wir denn vergeben?” Die ganze Wucht dieser Frage droht uns noch mehr zu erdrücken. Doch sieben Verse zuvor gibt Jesus eine andere Anweisung: “Wenn dein Bruder an dir sündigt…”. Ja, was sollen wir tun, wenn der Bruder oder die Schwester an uns sündigt, uns verletzt, uns ein Unrecht zufügt? Sollen wir ihm vergeben? Ganz anders lautet die Anweisung: Gehe hin! Weise ihn zurecht! Du und er allein!
Das Ziel der Zurechtweisung ist nicht das Rechthaben. Es geht nicht darum zu gewinnen und sich in einem Konflikt durchzusetzen. Jesus gibt ein klares Ziel vor: „… so hast du deinen Bruder gewonnen.“ (Matthäus 18,15). Das Unrecht hat das Miteinander, die Gemeinschaft verletzt. Die Zurechtweisung stellt die Gemeinschaft wieder her.
Wenn wir jemanden verletzt haben und an ihm Unrecht getan haben, so sollen wir nicht in ein abgrundtiefes schlechtes Gewissen verfallen und uns überlegen, wie wir das wieder gutmachen können. Wir sollen auch nicht auf die Barrikaden gehen und eine Verteidigungshaltung einnehmen. Wir sollen ihm einfach zuhören.
Wir wollen wahrgenommen und verstanden werden. Solange werden wir nicht aufhören über die Bahn zu meckern und immer weiter diskutieren. Solange werden wir auch nicht vergeben können. Wenn wir jemanden wahrnehmen, jemanden sehen, dann ist das wie jener „magische“ Moment aus der Kindheit. Der Schmerz wird einfach weggepustet.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf dem Weg der Vergebung zu verlieren und zu verlaufen. Erst wenn man ihn Schritt für Schritt gegangen ist, ist es dran, die eigentliche Frage zu stellen: Vergibst Du mir? Und sie zu beantworten: Ja, ich vergebe dir!. Klar und deutlich, mit einem ganzem Satz.
„Hört er nicht auf dich“, leitet nun die Schritte ein, die notwendig sind, wenn eine Versöhnung und Vergebung schwierig oder gar unmöglich scheint. Aber mit welchen Ohren hören wir diese Worte Jesu? Angst, Unsicherheit, Wut führen uns schnell dazu, uns verteidigen zu wollen oder anzugreifen: Wir ziehen eine Mauer hoch: Der Andere wird mir ja sowieso nicht zuhören. Aber so müssen diese Worte gar nicht gemeint sein. Wenn etwas schwierig wird, dann müssen wir es ja nicht alleine schaffen: Wir können einen oder zwei mit uns nehmen, damit sie uns helfen. Stark ist der, der um Hilfe bitten kann.
Wir können den Weg der Vergebung auch ohne den Anderen gehen, und müssen es manchmal auch. Erst recht brauchen wir dann die Hilfe eines Mentors und eines Begleiters. Manchmal ist es sogar notwendig, den Weg der Vergebung ohne den Anderen anzufangen. Drei Schritte sind dafür notwendig…
Unser tiefster Durst ist die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Wir wollen mit dem Anderen verbunden sein und es gerade der, den wir am meisten lieben, der uns am tiefsten verletzen kann. Selbst wenn wir in unserer Rache erfolgreich sind, haben wir alles verloren, wenn wir den Menschen verlieren, der uns etwas bedeutet.